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Weihnachtsvorbereitungen

So langsam aber sicher weihnachtet es auch hier in Indien. Generell wird das Weihnachtsfest hier vollkommen anders zelebriert. Um sich gegen  die Hindus und Muslime mit ihren zahlreichen Festen und Feiertagen „durchzusetzen“ fährt die christliche Minderheit einiges in Sachen Weihnachtvorbereitungen auf. Das scheint, im Gegensatz zu dem, was ich aus Deutschland gewohnt bin, oft ein wenig übertrieben, hilft mir jedoch zu realisieren, dass es trotz der 30 Grad im Schatten schon in 5 Tagen soweit ist.

So stehen zahlreiche Projekte und Aufgaben mit den Kindern an:

Mit den Kindergartenkindern haben wir Anfang Dezember einen Adventskranz gebastelt.

Dieser Brauch ist hier weitestgehend unbekannt. Nach 3 Stunden Arbeit hatten wir ein recht ansehnliches Exemplar fertig gestellt. Die Kinder waren natürlich wahnsinnig stolz, den fertigen Kranz den anderen zu präsentieren und auch Tom und ich sind mit dem ersten „indischen Adventskranz“ mehr als zufrieden.

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Ein weiterer hier unbekannter Brauch ist der Adventskalender. Durch eine großzügige Spende aus Deutschland (50 €) konnten Tom und ich auch diesen in Angriff nehmen. So gibt es von Montag bis Donnerstag für jeweils für ein Viertel der Kinder, und Freitags für alle eine Süßigkeit, Samstags statt Tee einen Softdrink und Sonntags für die Allgemeinheit ein kleines Geschenk. So haben wir einen neuen Satz Tischtennisschläger, einen Cricketbat im Kinderformat, einige Gesellschaftsspiele und neue Buntstifte für alle gekauft. Insgesamt hatten wir sogar noch etwas Geld über…

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Am 6. haben wir dann sogar Nikolaus gespielt.

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In der anglikanischen Kirche gibt es den Brauch, kurz vor Weihnachten eine Christingle Prozession zu veranstalten. Die Teilnehmer halten dabei eine Orange, in der eine Kerze und Süßigkeiten stecken in der Hand und singen „Carols“. Die Orange soll dabei die Welt symbolisieren, die Kerze das Licht- und die Süßigkeiten die Früchte der Welt.

Tom ist selber zur Hälfte Brite und demnach anglikanisch. So beschlossen wir, auch hier im Hostel eine solche Prozession zu veranstalten. Mit dem übrig gebliebenen Geld des Adventskalenders konnten wir 80 Orangen erstehen. Schon die  Vorbereitung zusammen mit den Kindern war unglaublich spaßig. Die eigentliche Prozession fand abends kurz vor dem Essen statt. Alle waren in wirklicher Weihnachtsstimmung, andächtig und artig, wahrscheinlich auch um die Orange nicht allzu sehr zu bekleckern, frische Früchte sind im Hostel schließlich etwas wirklich Besonderes.

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Jeden Montag und Dienstag nutzen wir die letzte Phase der „Studies“ am Abend dazu, mit den Kindern Weihnachtslieder zu singen. So ist es hier schon seit einigen Jahren Tradition, in verschiedene Einrichtungen Hilfsbedürftiger zu fahren, um dort vorzusingen und Spiele zu spielen und so einen Weihnachtsgruß zu senden.

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Dieses Jahr standen acht verschiedene Häuser auf Programm. Einige Altersheime, ein Heim für körperlich Benachteiligte, ein Haus für Aids-kranke Kinder und ein Rehabilitationscenter für junge Suchtkranke. Mit dem Bus der Schule fuhren wir in zwei Tagen diese Stationen ab und führten unser 2-stündiges Programm vor.

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Die alten Herrschaften ließen sich sehr für die Spiele begeistern – vor allem „The Musical Hat“ kam wahnsinnig gut an.

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Auch den Liedern wurde gut zugehört und oft sogar mit eingestimmt.

Die AIDS-kranken Kinder haben hier in Indien ein wirklich schlimmes Schicksal. Zwar gibt es die Medikamente kostenlos vom Staat, jedoch sind die Betroffenen aus der Gesellschaft praktisch ausgestoßen. Wahrscheinlich auf Grund mangelnder Aufklärung der Bevölkerung, werden alle Kranken vollkommen gemieden. Die Konsequenz ist, dass die Betroffenen niemanden davon erzählen können, dass sie infiziert sind. Gleiches gilt für die zehn Kinder in diesem Wohnheim. Nur dadurch, dass keiner aus der Schule weiß welches Schicksal sie teilen, ist es ihnen überhaupt möglich, diese zu besuchen. Auch unseren Hostelboys haben wir verschweigen müssen, bei wem wir grade vorsingen. Dies ist auch der Grund wieso mir ausschließlich erlaubt war, Fotos ohne die Gesichter, also nur von hinten zu schießen.

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Umso glücklicher waren die Kinder einmal jemanden zu haben, der mit ihnen spielt. Wir hatten wirklich viel Spaß.

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Im Rehabilitationscenter der jungen Suchtkranken wurden unsere Lieder auch überraschend gut aufgenommen. Nach unserer Perfomance führten auch die „inmates“ ein kleines Programm vor. Die Disziplin hat mich in diesem Haus wahnsinnig beeindruckt. Es verlangt sicherlich viel, sich mit vier Betreuern um 75 25-30Jährige zu kümmern.

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Am Ende der Tour sangen wir noch ein spontanes Ständchen zum Geburtstag des Sohnes unseres Busfahrers.

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Mittlerweile sind schon fast 4 Monate seit unserem Eintreffen hier vergangen und für Tom war der Tag der Heimreise vorgestern gekommen. Bei einem abendlichen Programm wurde er feierlich von allen verabschiedet. Es sind einige Tränen geflossen.

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Nun werde ich über Weihnachten alleine sein, mache mir jedoch nicht allzu große Sorgen. Ein gemütliches Weihnachtsfest in einem der Dörfer hat sicherlich auch etwas für sich. Außerdem kommt am 14. Januar schon Paul-Victor Lange als Toms Vertretung für die nächsten Monate hier nach Belgaum.

Sozusagen als letzte Amtshandlung Toms ist es uns gelungen, das Hostelmagazin fertig zu stellen.

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Wir hatten die Arbeit, vor allem gegen Ende, zwar etwas unterschätzt, sind jedoch mit einigen Überstunden pünktlich fertig geworden und  konnten 300 Exemplare des insgesamt 52-seitigen Heftchens drucken lassen. Diese werden nun an alle „Benefactor“ in Indien und Europa verschickt.

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In diesem Sinne,

Fröhliche Weihnachten.

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